Buch >>Einer von denen war ich<<

Historisch interessant -
erlebnisreich!

    
    
Vom Wahnsinn des Krieges
          
Die Jugend im Krieg gelassen
          

Bewegender Erlebnisbericht eines
17-jährigen Soldaten

Titel: “Einer von denen war ich”

 

Zweiter Weltkrieg: Soldaten an der Oderfront 1945

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Buchtitel >>Einer von denen war ich - Meine Erinnerungen  an den Zweiten Weltkrieg<< von Hugo Reinhart
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Einer von denen war ich

Meine Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg

Hugo Reinhart

 

Impressum:

Autor:
Hugo Reinhart
Am Forsthaus 5
36115 Hilders
Telefon: (06681) 353
E-Mail: rhoenart@web.de

Titelbild: Hugo Reinhart
Gestaltung und Satz: Marc Abromowicz

Alle Rechte liegen allein bei Hugo Reinhart. Der Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und nur für den privaten Gebrauch. Jegliche Inhaltsveränderung, Vervielfältigung, öffentliche Nutzung, Veröffentlichung im Internet, Publikationen in anderen Medien und sei es nur auszugsweise ist untersagt. Zuwiderhandlungen werden zivil- und strafrechtlich verfolgt. Eine Verwendung, gleich welcher Art, bedarf der Zustimmung des Autors.

ISBN 978-3-00-042000-9

© Hugo Reinhart – 2013

 

      

Vorwort

Es war am 10. März 1945. Jener unheilvolle Tag, an dem uns die Russen in Klessin, im südlichen Oderbruch, vernichten wollten. Klessin, ein Gut mit einem kleinen Schloss, das bereits völlig zerstört war und nördlich davon ein paar Häuser der Gutsarbeiter, ein Weiler unweit der Oder. Hitler hatte es in seinem verzweifelten Endkampf als Festung erklärt. Von uns wurde sie mit letzter Kraft gegen eine riesige Übermacht verteidigt!

In Erinnerung an die Erlebnisse jenes Tages gab ich in die Suchmaschine Google das Suchwort „Klessin 1945“ ein. Viele Seiten wurden mir geliefert. Darunter ein Bericht aus www.lexikon-der-wehrmacht.de, von dem ich hier einen Auszug wiedergebe:

„ … Zu Märzbeginn, nach dem Verlust von Wuhden, konzentrierten sich die sowjetischen Angriffe wieder auf Klessin. Nach 18-tägigem Gefecht, Klessin war bereits zum ersten Mal eingekreist, gelang einer Kompanie des Infanterie-Regiments der Kriegsschule Wetzlar (Grenadier-Regiment 1237) der Durchbruch entlang der Straße von Podelzig. ...“ *

Ich war einer von denen! Alte Erinnerungen an jene Tage wurden mir ins Bewusstsein gerufen. Nachdem ich dann noch den Internetbericht einer großen deutschen Zeitschrift über die letzten Tage von Klessin gelesen hatte, in dem unter anderem über die Kämpfe unserer Kompanie berichtet wurde, kam in mir der Wunsch auf, meine eigenen Erinnerungen aus dieser Hitler-Festung aufzuschreiben. Für mich, damals siebzehnjährig, waren sie schrecklich.

Der Titel dieses Buches „Einer von denen war ich“ ergab sich aus obigen Berichten. Anschließend, als ich meine Aufzeichnungen über meine Erlebnisse während der Kämpfe in Klessin hinter mich gebracht hatte, drängte man mich, doch alle Erlebnisse aus meiner Soldatenzeit und der anschließenden Kriegsgefangenschaft aufzuschreiben. Ich suchte mein altes Tagebuch, ein einfaches Heft, aus meinem Bücherschrank, das dort über Jahrzehnte unbeachtet gelegen hatte. In diesem habe ich damals in kurzen Sätzen mein Erlebtes festgehalten. Aus den Aufzeichnungen daraus ist nun dieses Buch entstanden. Gelegentlich werden in diesem harte, ungehobelte Ausdrücke wiedergegeben. Es sind Wortbildungen aus der Landsersprache, die Ausdrucksweise der Landser, einem zusammengewürfelten, rauen Männerhaufen deutscher Soldaten aus jener Zeit.

Alle Einzelheiten des Erlebten zurück in mein Gedächtnis zu rufen, war nicht immer leicht. Manches war aus meinem Bewusstsein verschwunden. Es gab Teile des Erlebten, die komplett verschollen waren. Mit einer Technik, die ich vor Jahren erlernt hatte, versuchte ich diese zurückzuholen. Ich musste sie im Geiste neu durchleben. Das war nicht besonders angenehm! Viel Zeit ist dabei verstrichen. Aber es fehlen immer noch Teile des Erlebten in Klessin, die von meinem Unbewussten nicht freigegeben werden. Nur ganz schwache Erinnerungen daran spüre ich versteckt in meinem Hinterkopf. Von diesen habe ich nicht berichtet.

* Richtigstellung: Es war nicht das Grenadier-Regiment 1237, sondern das Fahnenjunker-Grenadier-Regiment 1242, dem der Durchbruch gelang.

 

 

Danksage

Mein besonderer Dank gilt meiner lieben Ehefrau Liesel, die in der Zeit der Entstehung dieses Buches oft auf mich verzichten musste und dies mit einer sehr bescheidenen Gelassenheit ertragen hat.

Aufrichtigen Dank sage ich meinem Enkel Marc Abromowicz, dessen Lebensgefährtin Silvia Henning und meinem Enkel Holger Baumbach. Sie waren die treibenden Kräfte, die mich immer wieder dazu ermutigt haben, diese Erlebnisse aufzuschreiben. Auch waren sie es, die mich tatkräftig bis zum Schluss des Buches mit ihrer Hilfe bei meiner Arbeit unterstützten. Marc war es, der mir den Umgang mit dem Computer beigebracht hat und ich mir dadurch viele Stunden mühsamer Arbeit ersparte. In Not stand er mir immer willig und hilfreich zur Seite.

Und dann ist da noch jemand, dem heute mein ganz persönlicher Dank gilt. Es ist jener Teil in mir, der mich auf allen meinen Wegen begleitet hat. Er war immer da und hat mich sicher durch Dick oder Dünn geführt. Ihm konnte ich immer vertrauen! Auch dann, als diese Wege schwer und für mich unverständlich waren. Ich bin dabei gewachsen! Ihm habe ich mich vor dem Einsatz in Klessin anvertraut und ich wusste, dass ich den Weg zurück nach Hause finde! Sicher hat er mich durch größte Gefahren geführt und meine Bitte in der größten Not erfüllt. Ihm sage ich heute ein ganz besonderes DANKESCHÖN!!! Es ist dieser stille Teil in mir, den ich meinen ganz persönlichen Gott nenne!

 

 

Anmahnung

Dieser Bericht will nicht den Krieg verherrlichen, sondern klagt an. Er will eine Mahnung sein und das Verständnis von Krieg und dem daraus resultierenden Leid den jetzigen Generationen näher bringen! Er will Anklage sein für diejenigen, die diesen Wahnsinn heraufbeschworen und den Opfergang der vielen Millionen Menschen zu verantworten haben. Es sind die Aufzeichnungen und Erlebnisse sowie späten Erinnerungen eines jungen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges und seiner anschließenden, langen Gefangenschaft mit einigen Fluchtversuchen. Es ist das Schicksal eines Einzelnen von Millionen ähnlicher Schicksale dieser Zeit.

 

 

Einberufung zur Wehrmacht

 

 

Reif gemacht für das Schlachtfeld

Es ist der 18. September 1944. Mann oh Mann, haben die es eilig. Drei Tage bin ich jetzt daheim, nun wollen die mich schon wieder haben. Am 15. September bin ich aus dem Reichsarbeitsdienst (RAD) entlassen worden und schon heute habe ich den Einberufungsbefehl zur Wehrmacht erhalten. Er kam per Einschreiben. Ein Freifahrtschein liegt gleich bei, wir werden abgeholt, steht hier. Die Wehrmacht braucht Soldaten! „Ja, Hitler braucht Kanonenfutter!!!“ sagt mein Vater. Meine Mutter antwortet darauf: „Albin sei still, die holen dich noch einmal!“ Am 1. Oktober muss ich mich in Siegen beim Grenadier-Regiment 57 melden. Zwölf Tage sind das noch und die sind wirklich schnell vorbei.

Heute, am 1. Oktober, morgens um 7 Uhr geht die Fahrt mit dem Zug von Hilders, über Fulda und Gießen, nach Siegen. Gegen 10 Uhr bin ich angekommen. Mit meinem kleinen Koffer stehe ich auf dem Bahnsteig. Ich stehe nicht alleine. Viele junge Leute mit Koffer oder auch einem festen Karton, der durch eine Schnur mit Trageschlaufe zusammengehalten wird, haben mit mir den Zug aus Fulda verlassen. Ein großgewachsener Unteroffizier, er überragt uns alle, fällt sofort auf. Er hebt seinen rechten Arm und meldet sich zu Wort: „Alle, die den Einberufungsbefehl zum Grenadier-Regiment 57 erhalten haben, hier sammeln!“, ruft er uns in einem scharfen Kommandoton zu. Wir sind über siebzig Mann, müssen antreten und marschieren hinauf zum Heidenberg in die Kaserne. Diese liegt hoch über der Stadt. Siegen liegt uns zu Füßen, unten im Tal.

Ein Ausbildungs-Bataillon der Panzergrenadiere sind wir. Wir werden in drei Kompanien eingeteilt und unsere Kompanie muss antreten. Nach Körpergröße sortiert, werden wir in drei Züge und mehrere Gruppen aufgeteilt. Nun erfolgt die Einweisung in einen Kasernenblock und jede Gruppe mit 10 Mann erhält eine Stube zugewiesen. Gleich darauf hat uns der militärische Drill erreicht. Auf dem Gang ertönt der schrille Pfiff einer Trillerpfeife und sofort darauf in einem scharfen Befehlston das Kommando: „Heraustreten zum Einkleiden!“. Im Kasernenhof wird angetreten und wir marschieren zur Kammer. Als erstes erhält jeder eine Zeltplane. Es geht an einem langen Tresen vorbei. Wir werden von den Kammerbullen kurz beäugt und erhalten unsere komplette Ausrüstung von der Gasmaske über Uniform mit Unterwäsche und vom Bettzeug bis zum Stahlhelm.

Die Uniformjacken für den Dienst stammen noch aus Kaiser Wilhelm‘s Zeiten. Meine Stiefel sitzen eng an meinen Füßen. Ich habe Schwierigkeiten beim Anziehen derselben. Strümpfe gibt es nicht, stattdessen Fußlappen. Das Anlegen und das richtige Falten dieser wird uns in einer Unterrichtsstunde gleich am ersten Tag beigebracht. Auch die richtige Fußpflege sowie einiges andere wird sofort gelernt. Unsere eigenen Klamotten müssen wir im Koffer gesammelt abgeben. Dieser wird mit unserer Heimatanschrift versehen aufbewahrt. Müde krieche ich am Abend in einem langen Nachthemd ins Bett. Zapfenstreich.

Morgens um sechs, ich bin noch in tiefem Schlaf, ertönt auf dem Flur diese schreckliche Trillerpfeife und das Kommando „Aufstehen!“. Ich brauche einige Sekunden, um zu begreifen wo ich bin. Dann bin ich mit einem Sprung aus dem Bett und es geht ab in den großen Waschraum. Kaltes Wasser fließt aus einem dicken Wasserhahn über meinen Körper und macht mich frisch. Auch die Füße kommen zur Abhärtung unter das eiskalte Wasser. Es geht zurück in die Stube zum Anziehen. Die Fußlappen werden wie gelernt angelegt. Beim Anziehen der Knobelbecher (Stiefel) habe ich Schwierigkeiten. Ich fasse diese mit beiden Händen an zwei Schlaufen, die rechts und links am Schaft angebracht sind, ziehe und trete solange mit der Stiefelspitze an den Türrahmen bis die Füße im Stiefel sitzen. Es kostet mich Zeit, diese ist knapp.

Andere sind schneller. Die Kaffeeholer kommen mit dickem Malzkaffee in einer großen Aluminiumkanne, dazu gibt es dunkles Kommisbrot, das wir mit Margarine und Marmelade bestreichen. Wir sitzen um unseren großen Tisch auf unseren Schemeln in der Stube und trinken den Kaffee. Die Betten und der Spind werden gebaut. Stube, Waschraum und Scheißhäuser (ist die gängige Soldatensprache für Toiletten) werden gereinigt. Der UvD erscheint zur Stubenabnahme. Dann heißt es „Heraustreten zum Dienst“.

Das ganze Bataillon ist im Karo angetreten. Die Kompanieführer machen dem Bataillons-Kommandeur ihre Vollzähligkeitsmeldung und die Kompanien beginnen mit Ihrem Dienst. Das Marschieren im Gleichschritt wird geübt. „Links, links, links zwei drei vier, links, links, links zwei drei vier“ ertönt die Stimme des Ausbilders. Dann das Kommando „Linksschwenk Marsch“, … oder „Rechtsschwenk Marsch“. So hallt es über den Exerzierplatz. Die einzelnen Züge marschieren und üben

getrennt. Kommt einer aus dem Gleichschritt, heißt es „Laufen, Marsch, Marsch!“, dann „Hinlegen, Liegestütze!“. Der Zugführer oder Gruppenführer steht da und zählt. Bei jeder Zahl machen wir einen Liegestütz. Oft bis es nicht mehr geht. So werden wir den ganzen Vormittag hin und her gescheucht. Auch den Paradeschritt müssen wir üben, obwohl wir diesen bestimmt nicht mehr brauchen.

Mein Stahlhelm ist viel zu groß und rutscht mir ständig ins Gesicht. Selbst das engere Anziehen des Ledereinsatzes im Helm hilft nichts. Ich gehe zur Kammer und trage strammstehend, mit an die Hosennaht angelegten Händen, mein Anliegen vor. „Der Stahlhelm passt“ werde ich von einem Kammerbullen angeschrien, dann das laute Kommando „Raus!!!“. Ich gehe mit meinem Stahlhelm zurück. In der Gruppe angetreten kommt das Kommando „Stillgestanden“. Mein Stahlhelm rutscht wieder bis über meine Augenbrauen ins Gesicht. Der Unteroffizier brüllt mich an: „Nimm den Kopf hoch du Verbrecher!“. Ich beschreibe ihm, wie sich diese Sache verhält. Er lässt sich von mir den Stahlhelm geben, klemmt sich diesen unter den Arm, marschiert an der Gruppe vorbei in die Kammer und kommt mit einem passenden Helm zurück.

Ich bin froh, dass es Mittag wird. Müde geht es die Treppe hoch in unsere Stube. Doch wir haben keine Ruhe. Schon ertönt wieder diese Trillerpfeife vom UvD und es wird angetreten zum Mittagessen in der Kantine. Nach der Mittagspause empfangen wir unsere Waffen. Ich erhalte eines von den neuen Schnellfeuergewehren mit einem 10-Schuss-Magazin. Danach haben wir Unterricht. Wir lernen unsere Waffen kennen.

So vergehen die Tage. Wir sind in unserer Stube. Der Gruppenführer, ein Unteroffizier, erklärt uns das Sturmgewehr. Mit dem Schaft hat er es auf den Tisch gestellt, der Lauf zeigt senkrecht nach oben. Er hat ein leeres Magazin eingelegt, sein Zeigefinger liegt am Abzug. Er erklärt uns den Anschlag vom Abzug, dann drückt er diesen durch. Ein lauter Knall in unserer Stube! In der Kammer des Sturmgewehrs hatte sich noch eine Patrone befunden, die in die Zimmerdecke eingeschlagen ist. Vor Schreck wird er leichenblass. Sein Blick geht nach oben zur Decke und schon ist er im Sturmschritt aus dem Raum verschwunden. Erleichtert kommt er aus dem Zimmer über uns zurück. Die Kugel hat die Decke nicht durchschlagen, es ist nichts passiert. Er hatte die Waffe zur Vorführung in der Waffenkammer empfangen. Bei einer Schießübung wurde diese Waffe aber nicht vorschriftsmäßig entleert. Da hat er, und wir natürlich auch, nochmal Glück im Unglück gehabt.

Der Dienst in der Ausbildung ist hart. Wir werden gejagt und geschliffen, wo es nur geht. In diesen drei Monaten der Grundausbildung werden wir reif gemacht für das Schlachtfeld. In einer seiner guten Stunden sagt uns unser Unteroffizier, der übrigens ein alter Hase mit Fronterfahrung ist und einige Verwundungen erlitten hat, dass das so seine Richtigkeit hat. Im Fronteinsatz würden wir ihm dankbar sein für diesen Drill. Unweit von dem Ort Trupbach haben wir unseren Übungsplatz. An einem alten, ausgedienten Panzer wird uns das Erstürmen und Knacken eines solchen beigebracht. Wir schießen mit der Panzerfaust auf Attrappen, kriechen mit voller Ausrüstung durch das Gelände und spielen Krieg. Kalte November- und Dezembernächte verbringen wir in Erdlöchern oder Ginsterhütten, die wir aufgebaut haben.

Nach fünf Wochen Dienst fragt mich mein Unteroffizier, ob ich auf seiner Stube Putzer machen will. Selbstverständlich sage ich ja. Er bringt mich in sein Zimmer. Ein schöner Raum, es stehen drei Betten darin. Hier sind die Gruppenführer aus unserem Zug untergebracht. Jetzt brauche ich am Vormittag nicht mehr zum Außendienst. Ein Vorteil für mich!

Die warme Verpflegung in der Kaserne ist schlecht. Es gibt Pellkartoffeln, die wir an der Essensausgabe in unserer Kopfbedeckung, unserem Schiffchen, empfangen oder eine Gemüsesuppe und immer wieder diesen Eintopf. Wenn es einmal Fleisch gibt, dann sind das regelmäßig Klopse, die stark nach Kartoffeln schmecken.

Wir werden in Waggons verladen und es geht nach Schwarzenborn auf einen Truppenübungsplatz. In der Nacht ist unser Zug für einige Stunden auf der Station „Götzenhof“ abgestellt, nicht weit von meiner Heimat. Einer von uns ist aus Götzenhof. Er hat es nicht weit und darf für kurze Zeit nach Hause. Es ist schon Abend, als wir in Schwarzenborn ankommen. Hier liegt Schnee. Wir werden in Baracken eingewiesen. Ein großer Kanonenofen steht in der Bude, aber dieser ist eiskalt, denn es gibt kein Brennmaterial. Wir schwirren in die Nacht auf der Suche nach Brennbarem, aber zu finden ist nichts. Schon viele haben hier vor uns nach Holz gesucht. Ich denke, dass ich der Einzige bin, der nichts findet. Daher suche ich in der Dunkelheit fleißig weiter. Endlich, nach über einer Stunde stoße ich auf einen ansehnlichen Ast. Jetzt habe ich in der dunklen Nacht meine Mühe bis ich zurückfinde. Angekommen, stelle ich fest, dass ich der Einzige bin, der Brennholz gefunden hat. Für ein paar Stunden haben wir eine warme Stube!

Wir nehmen an einem Manöver teil und spielen wieder einmal Krieg. Unsere Kompanie gehört zum Feind und wurde, wie sich das gehört, zum Schluss besiegt. Mit anderen Soldaten unserer Gruppe wurde ich gefangen genommen und abgeführt. Nach 10 Tagen geht es zurück nach Siegen. Am 16. Dezember hatte hier ein großer Luftangriff stattgefunden, von dem wir Gott sei Dank nichts mitbekommen haben. Eine Luftmine ist in unseren Nachbarblock eingeschlagen und hat die Stirnseite von diesem zerstört. Ein Drittel von dem Bau fehlt, nur noch Trümmer.

Weihnachten 1944 verbringen wir bescheiden in unserer Stube. Unsere Grundausbildung geht zu Ende, und der Dienst wird ruhiger. Der Januar ist kalt. Die Amerikaner rücken an der Westfront näher und wir hören schon in der Ferne den Geschützdonner.

 

 

In Panik verfallen

Es ist der 1. Februar 1945. Der Dienst ist vorbei und wir sind abends auf unserer Stube. Gegen 19 Uhr ertönt wieder einmal die Sirene. Fliegeralarm! Wir müssen wie üblich mit unserer vollen Ausrüstung in den Keller und liegen hier auf langen Holzpritschen, die zu je zwei Stück übereinander aufgebaut sind. Ich liege bequem, den Stahlhelm als Kopfpolster in den Nacken geschoben, in einer langen Reihe neben den Kameraden auf der Pritsche und genieße die erzwungene Ruhe. Vom Zugführer werde ich aufgerufen. Ich muss die Vollständigkeitsmeldung der Kompanie zum Bataillonsgebäude überbringen. Na toll! Im Freien angekommen ist es hell, die Nacht wie von Lampen beleuchtet. Der Himmel über der ganzen Stadt unten im Tal ist erhellt. In Massen stehen Lichter am Himmel, die eigentlich nicht nach unten gleiten. Die Luft ist erfüllt von einem unheimlich lauten Motorengeräusch aus Flugzeugmotoren. Über mir, aus Westen kommend, fliegen viele Pulks feindlicher Bomber über die Kaserne zur Stadt. Mein Blick geht nach oben. Riesengroß sind die Bomber über mir. Ganz nah! Sie fliegen so tief, dass ich einen Bordschützen in einer Heckkanzel am Rumpfende eines dieser großen, viermotorigen Flugzeuge erkennen kann.

Schon fallen die ersten Bomben in der Stadt. Ich bekomme Angst! Meine Meldung, die ich abgeben muss, habe ich vergessen. In Panik verfallen, fange ich an zu rennen und flüchte in südlicher Richtung. Eine ziemlich hohe Mauer habe ich, ich weiß nicht wie, leicht und mühelos überwunden und lande in der Artilleriekaserne auf dem Heidenberg. Die Flucht geht weiter talwärts. Im Tal angekommen, fallen auch hier einige Bomben. Ich werfe mich unter einen großen Baum, umschlinge mit meinen Armen den Stamm und spüre das Beben der Erde. Die Erde mit dem Baum und mir ist in Aufruhr und wird in Sekundenbruchteilen hin und her bewegt. Ich werde einige Male von der Erde abgehoben und schwebe für kurze Zeit in der Luft. Dann ist es vorbei. Es fallen keine Bomben mehr.

Mein Körper zittert vor Angst wie Espenlaub. Ich bleibe noch einige Zeit liegen. Nach und nach beruhige ich mich. Nun fällt mir plötzlich meine Meldung ein. Es kommen mir starke Bedenken. Ich habe Fahnenflucht begangen! Feigheit vor dem Feind! Das wird sehr schwer bestraft. Ich erhebe mich, gehe bedrückt, langsam, schweren Herzens bergauf zur Kaserne. Jetzt geht es mir dreckig, denke ich. Oben angekommen, ist die Kaserne...

 

 

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